Herbert Schäfer – Schauspieler und Sprecher mit Herz

Er ist in Bonn geboren und in die Schule gegangen, lebt jedoch schon seit über zehn Jahren in Augsburg. Bekannt ist der 56-jährige Schauspieler unter anderem aus dem „Tatort“, den „Rosenheim Cops“ und der Vorabendserie „Rote Rosen“. Am 25. Juli wird er die Moderation der Preisverleihung und Gala des Augsburger Medienpreises im Kongress am Park mit übernehmen und für einen grandiosen Abend sorgen. Wie er zum Schauspiel gekommen ist, warum er so gerne in Augsburg lebt und wie ihn seine schlimme Kindheit geprägt hat, hat Herbert Schäfer dem Top bei einem Cappuccino im Gespräch erzählt. Getroffen haben wir ihn an einem seiner Lieblingsplätze: dem Augsburger Stadtmarkt. Die Atmosphäre war entspannt und locker. Und einfach ehrlich.
top: Wo bist du denn geboren und aufgewachsen und wie hast du deine Kindheit dort erlebt?
Herbert Schäfer: Geboren und aufgewachsen bin ich in Bonn am Rhein. Meine Kindheit war, sagen wir mal, alles andere als gewöhnlich. Mein Vater war ein heftiger Alkoholiker, der sich im wahrsten Sinne des Wortes zugrunde gerichtet hat. Als ich zwölf war, hat meine Mutter ihn rausgeworfen, nachdem er das Verwalterkonto des Hauses, in dem wir wohnten, leergeräumt hatte. Er war oft arbeitslos, hat nie Unterhalt gezahlt und war einfach überfordert mit seinem Leben. Trotzdem glaube ich, dass er eigentlich ein lieber, weicher Mensch war. Er ist mit 63 Jahren gestorben – ein Wunder, dass er überhaupt so alt wurde, bei seinem Lebensstil.
top: Das klingt nach einer schwierigen Zeit. Wie bist du damit umgegangen?
Herbert Schäfer: Ich gehe heute sehr offen damit um. Meine drei Jahre ältere Schwester und ich haben inzwischen einen Podcast ins Leben gerufen mit dem Titel „Schäfer-Stunde“, in dem wir über unsere schwere Kindheit sprechen. Aber auch unsere Mutter hat es uns schwer gemacht. Sie hatte eine narzisstische Störung und war deshalb oft gewalttätig. Es war keine einfache Zeit, aber ich denke, das hat mich auch geprägt. Unsere Eltern waren klassische Kriegskinder, die selbst viel durchgemacht haben. Mein Vater hat zum Beispiel zwei Brüder im Krieg verloren, und meine Mutter kam aus extrem armen Verhältnissen. Das hat sich natürlich auf uns Kinder übertragen.
top: Trotz dieser Umstände hast du es aufs Gymnasium geschafft. War das dein Wunsch?
Herbert Schäfer: Nein, das war der Ehrgeiz meiner Mutter. Sie wollte unbedingt, dass aus uns etwas wird. Wir hatten zwar kein Geld für Klassenfahrten oder neue Schuhe, aber das Gymnasium musste sein. Ich bin im Nachhinein dankbar dafür, auch wenn ich mich damals oft als Außenseiter gefühlt habe. Ich war eine graue Maus, ein mittelmäßiger Schüler, der auch zu keiner Clique gehörte. Aber ich muss sagen, diese Zeit hat mich auch stark gemacht.
top: Wie bist du dann zur Schauspielerei gekommen? Gab es einen bestimmten Moment, der dich inspiriert hat?
Herbert Schäfer: Tatsächlich war es die Theater-AG an meiner Schule, die alles ins Rollen gebracht hat. Ich habe dort mitgespielt, und am Tag nach der Aufführung kamen plötzlich fremde Schüler und Lehrer auf mich zu, klopften mir auf die Schulter und lobten mich für meinen Auftritt in dieser Rolle. Das war ein völlig neues Gefühl für mich. Vorher war ich, wie gesagt, eher unauffällig, eine graue Maus. Aber auf der Bühne habe ich gemerkt, dass ich wahrgenommen werde. Das hat etwas in mir ausgelöst.
top: War das der Moment, in dem du be- schlossen hast, Schauspieler zu werden?
Herbert Schäfer: Nicht sofort, aber es war der erste Impuls. Ich hatte keine Ahnung, was es bedeutet, Schauspieler zu sein, aber die Idee hat mich nicht mehr losgelassen. Während meines Zivildienstes – ich war im Mobilen Sozialen Hilfsdienst tätig – habe ich mich dann an mehreren Schauspielschulen beworben. Was mich sehr gefreut hat, ich wurde an der Otto-Falckenberg-Schule in München angenommen, eine der renommiertesten Schulen in Deutschland. Damals wusste ich gar nicht, wie großartig diese Chance war. Ich war einfach nur froh, dass ich genommen wurde. So kam ich damals nach Bayern und lebte zuerst einmal in München.
top: Was hat dich an der Schauspielerei so fasziniert?
Herbert Schäfer: Es war die Möglichkeit, in andere Rollen zu schlüpfen und Geschichten zu erzählen. Ich komme aus einer völlig unkünstlerischen Familie, bei uns ging niemand ins Theater oder ins Konzert. Aber auf der Bühne habe ich eine Welt entdeckt, die mich komplett in ihren Bann gezogen hat. Es war, als würde sich eine Tür öffnen, die ich vorher nicht einmal gesehen hatte.
top: Erzähl uns doch etwas von der Zeit an der Schauspielschule. Wie darf man sich das vorstellen?
Herbert Schäfer: Sie war intensiv und herausfordernd. Man denkt vielleicht, dass die Aufnahme an einer renommierten Schule die Eintrittskarte in die Schauspielwelt ist, aber das ist nur der Anfang. Es ist wie eine Eintrittskarte auf einen Jahrmarkt – du bist drin, aber ob du dich durchsetzen kannst, ist eine andere Frage. Ich habe viel gelernt, nicht nur über das Schauspiel, sondern auch über mich selbst.
top: Jetzt sind wir neugierig geworden. Wie ging es danach weiter?
Herbert Schäfer: Schon während der Ausbildung hatte ich erste Engagements, unter anderem in einem Film mit Jürgen Vogel und Thomas Heinze. Nach der Schauspielschule ging ich dann ans Theater in Ulm, wo ich meine erste Hauptrolle gespielt habe. Später kamen dann größere Rollen, wie Hamlet, und natürlich auch die ersten Drehtage fürs Fernsehen dazu.
top: Du lebst jetzt seit mehr als zehn Jahren in Augsburg. Was macht die Fuggerstadt für dich so besonders?
Herbert Schäfer: Nach meiner Zeit in München suchte ich nach einer neuen Wohnung und wollte einfach mal etwas anderes. München ist eine tolle Stadt, aber sie ist wahnsinnig teuer und manchmal anstrengend. Augsburg hat mir sofort gut gefallen – es ist entspannter, übersichtlicher und einfach angenehmer. Man zahlt hier weniger Miete und hat trotzdem eine wunderschöne Stadt vor der Tür. Bayerns Hauptstadt ist natürlich größer und hat diesen Glamour, aber das kann auch erdrückend sein. Die Maximilianstraße in München, mit ihren Rolls Royce und Modeläden, wo eine Handtasche 5.000 Euro kostet – das ist einfach nicht meine Welt. Augsburg ist bodenständiger, und das mag ich.
top: Hast du einen Lieblingsplatz in Augsburg?
Herbert Schäfer: Der Stadtmarkt ist einer meiner Lieblingsplätze, wo wir gerade sind. Er erinnert mich ein bisschen an den Viktualienmarkt in München, ist aber viel entspannter. Hier kann man sich hinsetzen, etwas essen und einfach die Atmosphäre genießen. Besonders gut gefällt mir die über hundert Jahre alte Türe in der Fleischhalle.
top: Gibt es noch weitere besondere Orte für dich?
Herbert Schäfer: Ja, ich bin wahnsinnig gerne mit dem Fahrrad unterwegs und entdecke dabei immer wieder neue Ecken. Besonders mag ich die alten Stahlbrücken an der Wertach in der Nähe des Plärrergeländes. Sie haben für mich etwas Geheimnisvolles. Dort würde ich am liebsten mal einen Film drehen. Einige dieser Brücken finden sich als Fotos auf meiner Website. Sie sind für mich ein Symbol für die verborgenen Schätze dieser Stadt.
top: Wie haben dich die Augsburger aufgenommen?
Herbert Schäfer: Die Leute hier sind freundlich, aber es ist nicht wie im Rheinland, wo man sich irgendwo hinsetzt und sofort mit allen per Du ist. Hier dauert es ein bisschen länger, bis man wirklich Anschluss findet. Aber das ist okay, ich bin ja auch nicht auf den Mund gefallen. Insgesamt fühle ich mich hier sehr wohl.
top: Du bist also angekommen?
Herbert Schäfer: Absolut. Augsburg ist für mich eine perfekte Mischung aus Stadt und Ruhe. Ich bin viel unterwegs, sei es in München, Straßburg oder Würzburg, aber ich komme immer gerne nach Augsburg zurück. Es ist meine Wahlheimat geworden, und ich schätze das sehr. Eine Heimat habe ich nicht. Da ist das umso wichtiger, dass ich mich hier wohlfühle.
top: Am 25. Juli wirst du bei der Preisverleihung und Gala des Augsburger Medienpreises im Kongress am Park mit auf der Bühne stehen. Wie kamst du denn dazu?
Herbert Schäfer: Das ist eine spannende Geschichte. Johannes Kopp, der Vorstand des Medienforum Augsburg e.V., hat mich angeschrieben und gefragt, ob ich nicht die Bühnenshow mit begleiten möchte. Meine erste Reaktion war: „Bist du sicher, dass ich das kann?“ Ich bin kein klassischer Moderator, aber er hat mich überzeugt, dass ich die richtige Wahl bin. Nach einigen Gesprächen haben wir die Idee entwickelt, dass ich als „Shakespeare-Narr“ auftreten könnte. Das hat mich sofort begeistert.
top: Was reizt dich an dieser Aufgabe?
Herbert Schäfer: Es ist eine völlig neue Herausforderung. Ich werde Szenen aus Shakespeare-Stücken spielen, die Narrenrollen, die immer eine besondere Bedeutung haben. Gleichzeitig werde ich mit Marion Buk-Kluger, die die eigentliche Moderation übernimmt, interagieren. Es wird eine tolle Mischung aus Theater und Moderation, und ich freue mich darauf, das Publikum unterhalten zu dürfen. Seid gespannt! Wir sind aber noch mitten in den Vorbereitungen und den Proben.
top: Magst du uns verraten, was deine Pläne für die Zukunft sind?
Herbert Schäfer: Ich möchte weiterhin spannende Rollen spielen, sei es am Theater oder vor der Kamera. Außerdem arbeite ich mit meiner Schwester zusammen an meinem Podcast „Schäfer-Stunde“, und ich habe einige Ideen für neue Projekte. Das Schöne an meinem Beruf ist, dass er immer wieder Überraschungen bereithält.
top: Gibt es eine Botschaft, die du unseren Lesern mitgeben möchtest?
Herbert Schäfer: Ja, bleibt neugierig und offen für Neues. Das Leben ist voller Möglichkeiten, und manchmal führen die unerwarteten Wege zu den schönsten Zielen.
Vielen Dank für das interessante Gespräch. Auch wir freuen uns schon sehr auf den Augsburger Medienpreis. Das Top Maga- zin ist als Medienpartner mit dabei und wir sind schon sehr gespannt!