„Wein nicht um mich, Argentinien“ – Große Stimmen und Gefühle beim Evita-Musical auf der Freilichtbühne

„Wein nicht um mich, Argentinien“ – Große Stimmen und Gefühle beim Evita-Musical auf der Freilichtbühne
(Foto: Jan-Pieter Fuhr)

01.08.2025

Die Sonne senkt sich hinter die Bäume, und mit dem ersten Takt des Musicals beginnt auf der Freilichtbühne eine Reise durch Leben, Macht und Mythos: Evita. Unter dem Motto „Wein nicht um mich, Argentinien“ entfaltet sich die Geschichte der argentinischen Präsidentengattin Eva Perón – zwischen opulenter Show und nachdenklichem Kammerspiel.

Vom Trauerzug zur Legende

Das Stück beginnt mit dem Trauerzug um Eva Perón (beeindruckend gespielt von Katja Berg). Der Erzähler Che (Hannes Staffler) – kein Che Guevara, sondern ein kritischer Beobachter – setzt den Ton: zwischen Bewunderung und Zweifel. In „Man hat erwartet, du wärst unsterblich“ beschreibt er die Ambivalenz der Figur. Symbolisch erhebt sich Eva aus dem Sarg und erzählt rückblickend ihr Leben.

Aufstieg einer Frau zwischen Licht und Schatten

Eva Perón, aufgewachsen in Buenos Aires, war Schauspielerin und Radiomoderatorin, bevor sie zur Volksikone an der Seite von Präsident Juan Perón (Alexander Franzen) wurde. Doch das Musical beleuchtet auch Schattenseiten: Che hinterfragt die Verehrung, thematisiert die umstrittene Verwendung von Spendengeldern. Unvergessen bleibt die Balkonszene – Eva im weißen Glitzerkleid, das blonde Haar im Scheinwerferlicht – als charismatische Stimme des Volkes, inszeniert und zugleich authentisch.

Krankheit als Schatten, Ehrgeiz als Licht

Trotz ihrer schweren Krebserkrankung kämpft Eva weiter. Ihr Wunsch, Vizepräsidentin zu werden, steht im Zentrum ihres letzten Lebensabschnitts. Die Mischung aus Schmerz und Willenskraft verleiht der Figur Tiefe. Katja Berg verkörpert diesen inneren Konflikt mit einer eindrucksvollen Mischung aus Verletzlichkeit und Entschlossenheit.

Regie, Bühne und Klang

Regisseur Florian Mahlberg schafft ein wechselndes Spiel zwischen großer Geste und leisen Zwischentöne. Das Bühnenbild von Karel Spanhak fängt das Argentinien der 1940er-Jahre atmosphärisch ein, unterstützt von den Kostümen Nora Gromers und der lebendigen Choreographie von Ricardo Fernando. Musikalisch wechseln sich Balladen, klagende Chöre und epische Momente ab. Der Chor fungiert dabei nicht nur als Begleitung, sondern als Echo Evas – Erinnerung und Gewissen zugleich.

Gemeinschaft auf der Bühne

Das Zusammenspiel mit dem Ballett Augsburg, dem Opernchor des Staatstheaters, dem Kinderchor Young Stage e.V. und den Augsburger Philharmonikern verleiht der Produktion Tiefe. Hier treffen professionelle Präzision und spürbare Leidenschaft aufeinander.

Auf den Spuren einer Legende

Seit der Uraufführung 1978 in London – als Nachfolgeprojekt von Jesus Christ Superstar – erzählt Evita vom Aufstieg einer Frau, die mit nur 33 Jahren zur Ikone wurde. Die Freilichtbühnen-Inszenierung zeigt, wie aktuell diese Geschichte bleibt: Das Spannungsfeld zwischen Verehrung und Kritik wirkt bis heute nach.

Fazit

Das Evita-Musical auf der Freilichtbühne ist ein intensives Theatererlebnis. Zwischen Glanz und Tragik entsteht ein lebendiges Porträt einer der faszinierendsten Frauen des 20. Jahrhunderts – getragen von starken Stimmen, präziser Regie und einem Ensemble, das unter die Haut geht. „Wein nicht um mich, Argentinien“ – und doch, genau das hat Argentinien getan.

HL

 

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