Verliert die deutsche Wirtschaft den Anschluss?

Wie die Neuwahlen in Deutschland und die US-Wahlen die deutsche Wirtschaft beeinflussen
Die bevorstehenden Neuwahlen in Deutschland am 22. Februar 2025 werfen ihre Schatten voraus, und die Wirtschaft blickt gespannt auf die möglichen Veränderungen. In einer Zeit, in der die globale Wirtschaft von Unsicherheiten geprägt ist, spielen politische Entscheidungen eine entscheidende Rolle. Besonders im Hinblick auf die jüngsten Entwicklungen in den USA, wo die Wahlen und die Politik von Donald Trump die Märkte beeinflussen, ist die Lage komplex. Die deutsche Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen und Chancen, die durch die Wahl einer neuen Regierung maßgeblich geprägt werden könnten. Doch wie sehen die aktuellen Konjunkturumfragen aus und welche Erwartungen haben die Unternehmen?
Die jüngsten Konjunkturumfragen zeichnen ein gemischtes Bild der Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Viele Unternehmen blicken mit gemischten Gefühlen auf die bevorstehenden Neuwahlen. Laut einer Umfrage des ifo Instituts sind 40 Prozent der befragten Unternehmen optimistisch, dass eine neue Regierung positive Impulse für die Wirtschaft setzen könnte. Gleichzeitig äußern jedoch 30 Prozent Bedenken, dass politische Unsicherheiten und mögliche Änderungen in der Wirtschaftspolitik zu einer Verlangsamung des Wachstums führen könnten.
Ein mittelständischer Unternehmer aus der Automobilbranche ist optimistisch: „Wir hoffen auf eine Regierung, die Innovationen fördert und die Bürokratie abbaut. Nur so können wir im internationalen Wettbewerb bestehen.“ Diese Aussage spiegelt die Erwartungen vieler Unternehmen wider, die auf eine wirtschaftsfreundliche Politik hoffen. Besonders im Fokus stehen Themen wie Digitalisierung, Klimaschutz und Fachkräfte-mangel. Von einer neuen Regierung werden klare Strategien und Maßnahmen erwartet, um diese Herausforderungen anzugehen. Trotz der Unsicherheiten gibt es auch positive Signale. Einige berichten von einer stabilen Auftragslage und sehen gute Chancen, dass die deutsche Wirtschaft nach den Wahlen wieder an Fahrt aufnehmen könnte. Die Stimmung ist von vorsichtigem Optimismus geprägt ist. Die Unternehmen hoffen auf eine stabile und wirtschaftsfreundliche Regierung, die die richtigen Impulse setzt, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Wirtschaftslage im Hinblick auf die USA Wahlen mit Trump
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland sind eng verflochten, und politische Entscheidungen in Washington haben direkte Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Unter der Präsidentschaft von Trump erlebte die Welt schon einmal eine Phase der Unsicherheit, geprägt von Handelskriegen und protektionistischen Maßnahmen. Experten warnen vor möglichen Handelskonflikten, die die Exportnation Deutschland hart treffen könnten. Insbesondere die Automobilindustrie, die stark vom US-Markt abhängig ist, blickt mit Sorge auf die Entwicklungen. Zölle und Handelsbarrieren würden unsere Exporte erheblich belasten. Auf der anderen Seite gibt es Stimmen, dass seine zweite Amtszeit auch Chancen bieten Trump hat gezeigt, dass er die Wirtschaft ankurbeln kann. Seine wirtschaftspolitischen Maßnahmen, wie Steuersenkungen und Deregulierungen, könnten also positive Impulse für unsere Wirtschaft setzen.
Erwartungen und Prognosen
Mit den bevorstehenden Neuwahlen in Deutschland richten sich die Blicke auf die möglichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen Regierung. Die Erwartungen sind hoch, und die Prognosen variieren je nach politischer Ausrichtung der potenziellen Regierungsparteien. Ein zentrales Thema ist die Digitalisierung. Viele hoffen auf verstärkte Investitionen in digitale Infrastruktur und Technologien. Dies könnte nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stärken, sondern auch neue Arbeitsplätze schaffen. Ein weiteres wichtiges Thema ist der Klimaschutz. Die neue Regierung wird vor der Herausforderung stehen, die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Wirtschaft zu stärken. Unternehmen aus der Energiebranche er-warten klare Vorgaben und Förderprogramme für erneuerbare Energien. Auch der Fachkräftemangel bleibt ein drängendes Problem. Viele fordern von der neuen Regierung Maßnahmen zur Förderung von Bildung und Weiterbildung sowie eine gezielte Einwanderungspolitik, um den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken. Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für unsere Wirtschaft.
Eine handfeste Strukturkrise
Zu wenig Investitionen, zu viel Bürokratie, zu hohe Standortkosten – die deutsche Wirtschaft steckt fest. Sie verliert in Europa und international den Anschluss. Laut der Ende Oktober veröffentlichten Prognose des Internationalen Währungsfonds liegt Deutschland von den 41 fortgeschrittenen Volkswirtschaften aktuell beim Wachstum auf Platz 39. „Wir haben es nicht nur mit einer konjunkturellen, sondern einer hartnäckigen strukturellen Krise am Standort Deutschland zu tun”, so DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer zum Herbst 2024, an der sich rund 25.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen in Deutschland beteiligt haben. „Für 2025 geben es unsere Zahlen nicht her, optimistisch zu werden. Im Gegenteil, an manchen Stellen lassen die Rückmeldungen der Unternehmen befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte. Für 2024 senken wir unsere Prognose auf allenfalls eine „rote Null“. Auch für das kommende Jahr rechnen wir lediglich mit Null-Wachstum. Das wäre dann das dritte Jahr in Folge ohne realen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt!“ Die schlechten Erwartungen aus dem Frühsommer sind jetzt tatsächlich betriebliche Wirklichkeit geworden. Sie werden auch nicht durch die Hoffnung auf eine Verbesserung der konjunkturellen Rahmenbedingungen oder durch einen wirtschaftspolitischen Befreiungsschlag aufgehellt, wie beispielsweise mittel- bis langfristig sinkende Energiepreise oder steigende Einkommen. „Uns bereitet große Sorgen, wie sehr Deutschland für Europa zur wirtschaftlichen Belastung wird und seiner Rolle als wirtschaftliches Zugpferd nicht mehr gerecht werden kann“, so Wansleben. „Wir erleben eine handfeste Strukturkrise. Zu den hohen Kosten für Energie und Personal, der ausufernden Bürokratie sowie der Steuerbelastung kommen noch geopolitische Unsicherheiten und eine wegbrechende Nachfrage aus dem In- und Ausland hinzu“.
Geschäftslage und -erwartungen verdüstern sich – vor allem in der Industrie Nur noch 26 Prozent (nach zuvor 28 Prozent im Frühsommer) der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“.
Fast gleich hoch ist der Anteil, der seine Lage als „schlecht“ bewertet (25 Prozent nach zu-vor 23 Prozent). Der Saldo aus den positiven und negativen Lagebewertungen sinkt damit auf lediglich einen Punkt (nach fünf Punkten im Frühsommer). Am schlechtesten ist die Lage in der Industrie. Die Optimisten sind hier in die Minderheit. Nur noch 19 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Lage als „gut“. 35 Prozent beantworten die Frage „gut oder schlecht?” mit „schlecht“. Der Saldo sinkt um elf Prozentpunkte auf minus 16 Punkte und liegt weit unter dem langjährigen Durchschnitt von plus 21 Punkten. Eine solche Situation hatten wir zuletzt vor 20 Jahren während der schweren Krise in den Jahren 2002 und 2003. Das ist ein deutliches Alarmsignal. Jetzt sind tief-greifende Reformen nötig.
Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate in der Gesamtwirtschaft geben keinen Anlass für Optimismus. Denn der Anteil der Unternehmen mit negativen Erwartungen nimmt spürbar zu: 31 Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften (zuvor 26 Prozent), während nur noch 13 Prozent eine Verbesserung erwarten (zuvor 16 Prozent). „Für die Betriebe zeichnet sich kein Licht am Horizont ab. Allenfalls könnte die kürzliche Zinssenkung der EZB ein erster Hoffnungsschimmer sein, wir sehen ihn aber noch nicht in unseren Zahlen“, so Wansleben.
Die Beschäftigungsabsichten bröckeln
Die schwache Investitionsneigung spiegelt sich auch in den Beschäftigungsplänen wider. Es gibt zwar keinen flächendeckenden Personalabbau, aber die Zeit sinkender oder stabiler Arbeitslosenzahlen ist erst einmal vorbei. Ein Viertel aller Betriebe will die An-zahl seiner Beschäftigten senken. Mit einem Personalaufbau rechnet hingegen nur noch jeweils gut ein Zehntel. Der Strukturwandel ist also im vollen Gange. Besonders deutliche Einschnitte sehen wir in der Kfz-Branche und den energieintensiven Unternehmen. „Anders als in den letzten Jahren wird es zukünftig auch vermehrt Arbeitsplatzverluste gegeben. Derzeit wird das noch durch die demografische Entwicklung gebremst – der Fachkräftemangel sorgt trotz der schwachen wirtschaftlichen Lage für eine relativ stabile Beschäftigung. Das ist aber nur ein schwacher Trost“, sorgt sich Wansleben.
Geschäftsrisiken weiterhin hoch
Die Hauptrisiken: Jenseits der geopolitischen Spannungen und Krisen sorgen sich die Unternehmen um die Standortbedingungen in Deutschland. Mehr als jedes zweite Unternehmen sieht unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, Arbeitskosten oder Fachkräftemangel als brisantes Geschäftsrisiko. Trotz Rückgän-gen sind für knapp die Hälfte auch die Ener-gie- und Rohstoff preise ein Problem. Ver-schlechterte Standortbedingungen belasten unsere internationale Wettbewerbsfähig-keit. Deutschland droht auf den Weltmärk-ten an Boden zu verlieren. Trotz eines robus-ten Wachstums der Weltwirtschaft erwartet die Exportindustrie für die nächsten zwölf Monate keine Besserung.
Unternehmen brauchen ein deutliches Signal
„Die Zahlen sind dramatisch. Es ist an der Zeit umzusteuern. Die negative Entwicklung muss gestoppt werden. Dazu brauchen wir schnelle und zielgerichtete Maßnahmen, mit denen vor allem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden. Die Wachstumsinitiative der Bundesregie-rung bietet zwar gute Ansätze, reicht aber bei weitem nicht aus. Zusätzliche umfas-sende Reformpakete sind nötig. Ich nenne hier vor allem steuerliche Entlastungen durch eine investitionsfreundliche Unter-nehmenssteuerreform und die komplette Abschaffung des Solidaritätszuschlages. Und auch das Thema Bürokratieabbau muss endlich so angefasst werden, dass das in der betrieblichen Ebene spürbar wird. Hier ist vor allem auch die europäische Ebene ge-fragt. Die nationalen Regierungen können das nur eingeschränkt. Wenn Europa das Ruder nicht herumreißt und konsequent Regulierung abbaut, wird es mit der Konjunktur lange nicht aufwärts gehen“, mahnt Wansleben.
Die Steuerpolitik wird also eine zentrale Rolle spielen. Unternehmen hoff en auf Steuer- erleichterungen und Investitionsanreize, um die Wirtschaft anzukurbeln und somit das Wirtschaftswachstum fördern. Die Er-wartungen an die neue Regierung sind hoch. Unternehmen hoff en auf eine wirtschafts-freundliche Politik, die Innovationen fördert, den Klimaschutz vorantreibt und den Fachkräftemangel bekämpft. Die Prognosen der Wirtschaftsexperten sind vorsichtig op-timistisch. Sie sehen Chancen für ein solides Wirtschaftswachstum, sofern die richtigen politischen Weichen gestellt werden.
Unser Fazit
Die deutsche Wirtschaft steht vor einer entscheidenden Phase. Die politischen Entscheidungen der kommenden Monate werden maßgeblich beeinflussen, wie gut die Wirtschaft die aktuellen Herausforderungen meistert und welche Chancen sich für die Zukunft eröffnen.
„Wir haben es nicht nur mit einer konjunkturellen, sondern einer hartnäckigen strukturellen Krise am Standort Deutschland zu tun”, so DIHK- Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.